MEHR BALLASTSTOFFE

WENIGER FLEISCH

Viele Tierhalter versuchen durch unterschiedliche Ansätze den Proteingehalt des Futter zu reduzieren, in dem sie den pflanzlichen Anteil einer BARF Ration erhöhen.

Schaut man sich Gemüse an, besteht dies zu knapp 90% aus Wasser und weist einen durchschnittlichen Fettgehalt von ca. 0,2% auf. Die meisten Gemüsesorten sind also relativ kalorien- aber auch nährstoffarm und eignen sich somit nur bedingt als Energiequelle.

Bei BARF nutzt man primär Fett als Energiequelle, was übrigens auch zu einem verbesserten Protein-Energie-Quotienten führt:
100g Hühnerbrust : 0,7% Fett – 26% Protein – 100 kcal
100g Rindfleisch    : 24% Fett – 16 % Protein – 225 kcal

Je geringer der Fettanteil desto weniger Energie liefert das Futtermittel und desto mehr muss ich davon einsetzen!

Wenn ich nun den Proteingehalt reduzieren möchte, und 40% Gemüse einsetze, dann habe ich ein Futter das erstmal genausoviel wiegt und auch weniger Proteine liefert (weil Gemüse statt Fleisch) –  jedoch ist auch der Energiegehalt gesunken. Unser Hund würde also zwangsläufig erstmal abnehmen. Wir wollen aber nicht dass unser Hund abnimmt, also erhöhen wir die Gesamtfuttermenge damit der Energiegehalt der Ration wieder identisch ist. Dadurch steigt jetzt aber natürlich auch wieder der Fleischanteil den wir ursprünglich reduzieren wollten..

Wir haben also die Ration künstlich erhöht um dann genau so viel Protein zuzufüttern wie vorher.. Zusätzlich dazu reduzieren die ‚mehr Faserstoffe‘ die Verdaulichkeit der Ration und die Kotmenge steigt..

– Es ist einfach nicht möglich, energiereiches Futter durch energiearmes zu ersetzen ohne dass der Hund abnimmt. –

Um bei BARF die Fleischmenge (Proteine) zu reduzieren, ist der einfachste Weg die Fettmenge zu erhöhen! 
– statt 100g Hühnerbrust also lieber 33g fettes Rindfleisch! (beides ca. 100kcal)

Alternativ kann man auch Kohlenhydrate einsetzen (Nudel, Kartoffel..). Dadurch reduziere ich natürlich erstmal den Proteingehalt, verdränge aber auch andere wichtige Komponenten (Fleisch, Knochen, Innereien) – auch bei zu viel Fett! Um den damit einhergehenden Nährstoff-Verlust auszugleichen, müssen zwangsläufig Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden.


QUELLENANGABEN
[1] Wolf, Nadine (2021) www.der-barf-blog.de: Wie wichtig sind Obst & Gemüse beim Barfen?

WARUM BALLASTSTOFFE

Eine BARF Mahlzeit sollte einen pflanzlichen Anteil von ca. 20%-30% aufweisen. Da jedoch weder Wolf noch Wildhund mit dem Vitamix im Wald stehen und sich wöchentlich Obst und Gemüse pürieren, wird dies am BARF Konzept sehr oft kritisiert.
Tatsächlich basiert dieser Wert auf der Untersuchung von Wolfskot der folgende pflanzliche Anteile aufwies:

0,3% Beeren
1,9% Pflanzenmaterial
3,4% Blätter, Äste und Steine

Wer der Grundrechenarten mächtig ist, sieht sehr schnell dass dies keine 20% oder gar 30% ergeben. Hier ist aber zu beachten, dass diese Angaben nicht gleichgesetzt werden können, da im Kot lediglich die unverdaulichen Reste der Nahrung vorzufinden sind. Der Wolf muss also weitaus mehr wie 1,9% Pflanzen aufnehmen, um im Kot einen Anteil von 1,9% aufzuweisen.

In erster Linie brauchen Hunde Ballaststoffe sowie Faserstoffe zur Aufrechterhaltung ihrer Darmgesundheit – diese bekommen sie von dem pflanzlichen Anteil. Neben dem hohen Wassergehalt von 85%, enthalten Obst und Gemüse noch sekundäre Pflanzenstoffe, die sich wiederum positiv auf den Organismus auswirken.

Der Wolf und der Hund benötigen also geringe Mengen an unverdaulichen Faserstoffe – bei einem 30kg Hund wären das übrigens ca. 2g Rohfaser. Wenn der Hund also vegane Komponenten strickt meidet, würde man diese 2g in Form von zb Flohsamenschalen zuführen. Alternativ könnte man auch Fell füttern oder dem Hund Gras und Kot von Pflanzenfressern zur Verfügung stellen.


QUELLENANGABEN
[1] Meyer/Zentek (2016) in Enkel-Verlag: Ernährung des Hundes, S. 107 ff.
[2] Wolf, Nadine (2016) www.der-barf-blog.de: Wie wichtig sind Obst & Gemüse beim Barfen?

 

NRC BEDARFSWERTE

Die Organisation NRC (National Research Counsil) aus den USA trägt wissenschaftliche Studien zusammen und leitet daraus Bedarfswerte verschiedener Spezies ab. Da 90% unserer Hauswölfe mit Fertigfutter ernährt werden, besteht die Intention von NRC natürlich darin, den Herstellern von Fertigfutter Bedarfswerte zur Verfügung zu stellen. Sie berücksichtigen also nur eine Form der Fütterung : getreidebasiertes Fertigfutter.

Bezugnehmend auf die Bedarfswerte nach NRC (!) ist es nicht möglich den Bedarf von einigen Nährstoffen (zB Zink, Mangan, Kupfer..) eines Hundes zu decken – dessen Fütterung sich an seinen Beutetieren orientiert. Und das ist einfach verrückt!!

Es gibt also zB Supplementehersteller die sich das zu nutze machen und anhand ihrer Berechnungsprogramme eine vermeintliche Unterdeckung mit BARF berechnen.
Verschwiegen wird, dass es neben der NRC Berechnung noch zwei weitere Methoden der Nährstoffberechnung gibt, die auch für gebarfte Hunde angewendet werden können. Diese sind allerdings wesentlich komplizierter.

Außerdem sollte man bei der Berechnung die Bioverfügbarkeit berücksichtigen. Diese sagt aus, wie gut Nährstoffe vom Körper aufgenommen werden können. Was wiederum davon abhängig ist, ob der Nährstoff tierischen oder pflanzlichen Ursprungs ist oder ob Nährstoffe dabei sind, die die Aufnahme beeinflussen.

Beispiel
Das in zB Getreide enthaltene Phytat, schränkt die Bioverfügbarkeit von Zink zur Hälfte ein. Um den Bedarf zu decken, muss also doppelt so viel Zink zugeführt werden. Fertigfutter enthält viel Getreide, also viel Phytat – es muss also doppelt so viel Zink Mithilfe von Zusatzstoffen in das Fertigfutter um den Bedarf decken zu können. Der Wert nach NRC ist also doppelt so hoch wie bei BARF eigentlich notwendig.

Denn bei BARF, als eher fleischlastige Ernährung, ohne viel Phytat und mit Zink aus tierischen Quellen, geht man von einer doppelt so hohen Bioverfügbarkeit aus: der NRC Bedarfswerte sinkt somit um die Hälfte. Der Zink-Bedarf mit BARF wird also problemlos gedeckt- ganz ohne synthetische Zusätze. Das Gleiche gilt auch für andere Nährstoffe.

Es ist daher methodisch nicht korrekt, Werte von gebarften Hunden mit den Werten nach NRC zu vergleichen!


QUELLENANGABEN
[1] Wolf, Nadine (2021) www.der-barf-blog.de/nrc-rechner